2. Laimer Pfingst-Open in München

2. Laimer Pfingst-Open in München

Zwischen dem 26.5 und dem 31.5 haben ich (Marius) und Felix das international stark besetzte 2. Laimer Pfingst-Open in München mitgespielt. Insgesamt nahmen 6 Großmeister am Turnier teil, außerdem noch viele weitere Titelträger*innen.

Schon vor Turnierbeginn war dabei alles ein wenig chaotisch. Zunächst schlugen wir am Spielort für das B-Open auf, da die Spielorte auf der Ausschreibung nicht klar getrennt angegeben waren. Die für 18 Uhr angesetzte erste Runde startete dann schließlich nach einigen technischen Problemen erst um 19:30. Für uns war es hier auch das erste Mal, dass wir bei einem Schachturnier mit einem Metalldetektor am Körper nach verbotenen Hilfsmitteln (z.B. Geräte, die über Vibrationen im Morse-Code Züge übermitteln) durchsucht wurden. Grund sind wohl die Cheating-Vorwürfe gegen GM Hans Niemann von 2022 sowie das durchaus lohnenswerte Preisgeld von 1500€ für den ersten Platz.

Runde 1

In Runde 1 musste ich direkt gegen Frauengroßmeisterin V. Varshini ran. Die Partie in der Najdorf-Eröffnung lief sogar zunächst sehr vielversprechend. Im folgenden Diagramm sehr ihr die entscheidene Stellung, in der ich einen Fehler meiner Gegnerin nicht richtig ausnutze und anschließend mit wenig Zeit auf der Uhr die Partie recht schnell verliere:

Trotz dieser Niederlage war es eine gute Erfahrung, gegen eine Großmeisterin zu spielen und eine so starke Stellung erreichen zu können. Für Felix endete die erste Runde mit Schwarz gegen einen ebenfalls sehr starken Gegner auch erwartungsgemäß mit einer Niederlage.

Runde 2 und 3

Runde 2 und 3 fasse ich hier kurz, denn Felix gewann in Runde 2 kampflos und ich in Runde 3. Felix Gegner nahm scheinbar nach einem Verlust gegen einen Großmeister in Runde 1 nicht mehr am Turnier teil und mein Gegner spielte von Anfang an keine Partien. Unglücklicherweise wurden sie nicht vor den jeweiligen Auslosungen aus dem Turnier genommen. Das ist insbesondere ärgerlich, da wir innerhalb Münchens eine recht weite Strecke mit S- und U-Bahn zum Spielort zurücklegen mussten (um dann zu sehen, dass wir nicht spielen müssen). Die Zeit hätte ich ebenso gerne bei gutem Wetter im Englischen Garten verbracht.

Ich spielt in Runde 2 eine sehr taktische Partie, in der ich nach einem schönen Läuferopfer eine vollkommen gewonnene Stellung erhielt. Diese Partie mit immerhin 10 Minuten auf der Uhr noch aus der Hand zu geben ist wohl mein größter Patzer seit der Jugendzeit:

Felix bekam in Runde 3 mit Florian Dürr (2252 DWZ) erneut einen starken Gegner, da er durch den kampflosen Sieg ja einen Punkt nach 2 Runden vorzuweisen hatte. Florian scheint aktuell sehr gut in Form zu sein und gewann gegen Felix, am Ende belegte er Platz 27 und war damit der erfolgreichste von all unseren Gegnern.

Runde 4

Runde 4 gestaltete sich weniger spannend. Felix konnte gegen einen nominell schwächeren Gegner recht einfach gewinnen, während ich gegen ein 11-jähriges Kind aus Indien mit 2012 ELO bereits in der Eröffnung sehr schlecht aussah und dann verlor. Die gemeinsame Analyse nach der Partie offenbarte mir das hohe Schachverständnis des Youngstars; vielleicht wird er ja mal Großmeister. Insgesamt waren sehr viele junge Spieler*innen aus Indien beim Turnier dabei, was für die sehr gute Förderung von Talenten dort spricht.

Runde 5

In Runde 5 spielte Felix eine sehr starke Partie gegen Lukas Stöttner.

Ich stand in Runde 5 zeitweise stark auf Verlust, konnte jedoch in ein Turmendspiel abwickeln, dass dank der Ungenauigkeit 27. Kg2 meines Gegners absolut Remis war.

Runde 6

Ab dieser Runde spielte Felix das Turnier nicht mehr mit, da er mit seinem Umzug viel zu tun hatte. Damit hier die Gegner nicht vor einem leeen Brett auftauchen müssen (wie wir in den Runden 2 und 3), haben wir ihn vor der Auslosung abgemeldet.

Ich spielte in Runde 6 ziemlich schlecht, mein Gegner aber auch nicht grade gut. Genau wie in Runde 2 habe ich in einem Zug den sicher geglaubten Gewinn am Ende aus der Hand gegeben. Vielleicht ist es hier weniger peinlich, weil ich sehr stark in Zeitnot war. Trotzdem ist Txg7 einfach Quatsch und ermöglicht den schwarzen Gewinn, den du hier gerne selbst suchen kannst. Die Lösung steht ganz am Ende des Artikels.

Runde 7

In Runde 7 konnte ich einen Sieg im Morra-Gambit einfahren, wobei mein Gegner mit Weiß eine wirklich spannende Nebenvariante aufs Brett brachte, die selten gespielt wird, aber ihre Tücken für Schwarz bereithält. Ich spielte als Reaktion auf b4 hier b5, was tatsächlich schon ungenau ist.

Korrekt gewesen wären Lg4 oder e6. Den Bauern auf b4 schlagen sollte Schwarz hier jedoch auf gar keinen Fall, denn Weiß holt sich diesen sofort taktisch wieder und steht auf Gewinn mit 49.Lxf7+ Kxf7 10.Db3+ Ke8 11.Dxb4.

Runde 8

Hier habe ich meine wohl stärkste Partie des Turniers spielen können, unter anderem weil ich eine gute Vorbereitung in der sizilianischen Drachenvariante hatte.

Runde 9

In Runde 9 ist mir dann nochmal ein selten grober Patzer am Ende der Eröffnung passiert, der die Partie direkt verliert. Vielleicht war ich nach so vielen gespielten Partien einfach nicht mehr konzentriert. Mein letzter (und katastrophal schlechter) Zug mit Schwarz war hier Te8, ich lasse das mal unkommentiert als Aufgabe zum Ende dieses Artikels stehen. Viel Spaß beim Finden des Gewinnweges für Weiß, die Lösung steht erneut unter dem Artikel.

Fazit

Insgesamt können wir mit unseren Leistungen gut leben, auch wenn mir ein paar gröbere Fehler als üblich in den Partien passiert sind. Durch das Turnier sind wir nun beide über 1900 DWZ, der Trend geht also zum Glück weiter aufwärts. Felix belegte von den 91 Teilnehmenden Platz 70 mit 3 Punkten und ich Platz 65 mit 3,5 Punkten.

Bei den Ratings in diesem Artikel habe ich von DWZ und ELO immer das jeweils höchste verwendet. Die Endtabelle des Turniers gibt es auf auf chess-results.com.

Lösung Diagramm 1: 30… Txe3! und Weiß darf nicht zurückschlagen wegen 31.fxe3 Be4+ 32.Kc1 Ba3#

Lösung Diagramm 2: 14. Lxf7+ Kxf7 15. Sg5+ Kg8 16. De6+ Kh8 17. Sf7+ Kg8 18. Sh6+ Kh8 19. Sg8+ Sxg8 20. Sf7#